Ein Land jenseits aller Klischees
Kolumbien - dieses Land wird allgemein mit negativen Dingen in Zusammenhang gebracht: Drogenmafia, Bürgerkrieg, Guerillas, Entführungen, … Nach dem Friedensschluss 2016 und dem Friedensnobelpreis an Präsident Marcos präsentiert sich das Land - von wenigen Randgebieten abgesehen - nun durchaus als friedliches und gastfreundliche Destination. Wenn "Lonely Planet" dieses Land im Jahr 2017 zur zweitbesten Reisedestination kürt, muss doch etwas dran sein. Tatsächlich rangiert dieses Land in mehrfacher Hinsicht ganz vorne:
- Platz drei im Hinblick auf Biodiversität
- mit fast 50 Mio. Einwohnern zweiter Rang in Südamerika nach Brasilien
- Platz 7, wenn man die Menschen fragt, wie glücklich sie sich fühlen
Die Reise
Vom 14. November bis 4. Dezember bin ich Teil einer Gruppe von 11 Wanderbegeisterten, die das Programm "Von den Anden zur Karibik" bei "Weltweitwandern" gebucht haben. Neben neun Wandertagen steht auch viel Kultur auf dem Programm. Begleitet werden wir von Holger Weber - einem deutschen Expat, der seit mehr als zwei Jahrzehnten in Kolumbien lebt und uns mit jeder Menge interessanter Informationen über das Land versorgt.
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Unsere Reiseroute |
Die Hauptstadt Bogota
Am Beginn der Reise steht die Hauptstadt, gelegen auf 2600 m Höhe. Mit mehr als 10 Mio. Einwohnern leben mehr als 20% in der Metropolenregion. Auf dem Besichtigungsprogramm stehen die Altstadt ("Candelaria"), das Goldmuseum und die Colección de Arte. Eine Wanderung auf den Aussichtsberg
Cerro de Monserrate (3152m) dient der Höhenanpassung und bietet einen Ausblick auf die Stadt.
(Fr, 15. 11.)
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Blick auf das Zentrum von Bogota vom Monserrate |
Cocuy-Nationalpark und
Villa de Leyva
Mit einem Zwischenstopp in der
Salzkathedrale von Zipaquirá und am
Lago de Tota fahren wir in den östlichsten Gebirgszug der kolumbianischen Anden. Im
Cocuy-Nationalpark unternehmen wir drei Wanderungen bis in Höhen von 4900m (siehe auch
https://hw-outdoor.blogspot.com/2019/12/kolumbien-von-den-anden-zur-karibik.html). Auf dem Rückweg machen wir Station in
Villa de Leyva - bekannt durch den einmalig schönen Dorfplatz im Kolonialstil.
(So, 17. 11. - Sa, 23. 11.)
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Lago da Tota |
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Villa de Leyva |
Tayrona-Nationalpark, Ciudad Perdida und
Cartagena
Im zweiten Teil der Reise befinden wir uns an der Karibikküste im Norden des Landes. Nach einem Besuch im
Tayrona-Nationalpark folgt der zweite Outdoor-Höhepunkt: die viertägige Dschungelwanderung zur Ruinenstadt
Ciudad Perdida. Abschluss der Reise ist ein zweitägiger Aufenthalt in der Karibikmetropole
Cartagena. Deren Altstadt ist UNESCO-Weltkulturerbe. Das pulsierende Leben in der kolonialen Altstadt fasziniert nicht nur unsere Reisegruppe, sondern ist auch Attraktion für viele Touristen aus aller Welt.
(Mo, 25. 11. - Mo, 02. 12.)
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Karibikküste (Tayrona-Nationalpark) |
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Schmucke Kolonialhäuser in Cartagena |
Fazit: Licht- und Schattenseiten
Kolumbien ist ein Land, in dem Touristen noch willkommen sind! Da es - wenige Orte ausgenommen - noch nicht überlaufen ist, wird man als Gast gesehen, und die Einheimischen begegnen einem in der Regel freundlich und mit einem Lächeln. Die dunklen Seiten sind für den Touristen in der Regel nicht so klar erkennbar. Dazu gehören die vielen Binnenvertriebenen aufgrund des Jahrzehnte langen Bürgerkrieges und die vielen Flüchtlinge, die aus dem Nachbarland Venezuela nach Kolumbien strömen. Deren Zahl wird derzeit auf eine Million geschätzt! Zwar sind die vielen Straßenhändler in den Städten, die versuchen ihre Produkte zu verkaufen, für Reisende nicht von den Kolumbianern zu unterscheiden. Anders ist es bei Menschen, die mit ihrem spärlichen Hab und Gut entlang der Hauptverkehrsstraßen unterwegs sind. Sie gehören zu den Ärmsten im Land.
Trotz des stabilen wirtschaftlichen Wachstums, das Kolumbien seit den 1990er Jahren prägt, ist die für ein Entwicklungsland typische Kluft zwischen Reich und Arm weiterhin vorhanden. Als Tourist kommt man in der Regel ja nicht in die Siedlungsgebiete der Ärmsten eines Landes. Immerhin versucht die Regierung, die sozialen Probleme in den Griff zu bekommen, was ihr nach dem Friedensschluss mit den Rebellen und mit ausländischer Unterstützung in zunehmendem Ausmaß gelingt.
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Flüchtlinge aus Venezuela sind dankbar für jede kleine Gabe |